MICHAEL GUMHOLD
[: Rehearsal : Room #28 :]
10.10. - 16.11.2023
L-project.berlin
Bei einer unseren ersten Begegnungen in Berlin fragte mich Michael Gumhold, ob in der Stadt die Möglichkeit bestehe, einen Moonwalk auf einer Bodenarbeit von Carl Andre auszuführen. Michael Jackson meets Minimal Art. Damit sind die Pole, zwischen denen sich die künstlerische Arbeit von Gumhold aufspannt, bereits genannt.
Das Banale, die Popkultur und die Kunstwelt erzeugen in seinem Werk drei verschiedene Aggregatzustände, zwischen denen Texte, Objekte, Bilder und Handlungen zirkulieren. Damit lenkt er den Blick auf die Übergänge und auf die Rahmungen, die diese Felder erzeugen.
Schon das Motiv der Einladungskarte bewegt sich in diesem Kraftfeld. Es nimmt Bezug auf ein frühes Readymade von Marcel Duchamp (Roue de Bicyclette, 1913/1964). Duchamp stellte als einer der ersten Künstler die Frage nach Alltagsgegenständen und ihrer Überhöhung und Fetischisierung im musealen Kontext. Bei Gumhold mutet dieser Akt der Kontextverschiebung allerdings eher wie ein tragischer Unfall an.
Im Ausstellungsraum finden sich Versatzstücke wieder, die an ein Teenager-Zimmer erinnern: beschriftete Tapete, Pin-Ups, Schallplatten.
Für die Wandtapete greift Michael Gumhold Songtexte, Idiome oder auch einzelne Schlagwörter auf, die er spielerisch verdreht, ergänzt und umdeutet.
Davor stehen einige in Tüten verpackte Schallplatten. Die Tüten stammen von ausgewählten Plattenläden und verweisen auf eine Zeit vor Spotify, als Plattenläden noch die Gralshüter des guten Musikgeschmacks waren.
Daneben hägt eine Abbildung des Frontmann von Motörhead, die Gumhold einem Lichtkasten entnommen hat und die er flach auf der Wand präsentiert.
Zwischen diese Arbeiten mischen sich verschiedene Bronzeabgüsse alltäglicher Gegenstände, darunter ein Mikrofon.
Letzteres stellt neben Bezügen zum Starkult in der Musikindustrie noch eine weitere Verbindung her: zur früheren Nutzung des Ausstellungsraumes als Tonstudio.
Michael Gumhold (geb. 1978) lebt und arbeitet in Wien. Seine Arbeiten wurden u.a. in der Generali Foundation in Wien, auf der Manifesta 4 in Frankfurt a.M., in der Kunsthalle Graz, in West Den Haag, dem Austrian Cultural Forum London oder der Galerie Georg Kargl in Wien ausgestellt.